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                                                                                 Photo: Martin Rosenbaum

Die Patin

Geistige Patin dieser Seite ist die Wunderblume Taraxacum sect. Ruderalia, der Gewöhnliche Löwenzahn.
Nichts Besonderes sein. In allen möglichen Böden, Ecken und Nischen wurzeln. In dichtgelben Blüten von süßem Geschmack sein Licht ausstrahlen. Heilend. Bitter im grünen Bereich.
Nach der Silberkugelverwandlung sich in alle Richtungen verschenkend - vom Wind getragen.
 
 
Das Bild
 
Ein Kind findet im Wald einen Stock und beginnt zu spielen. Ein anderes kommt hinzu und spielt mit. Immer mehr kommen dazu, lassen sich anstecken und beginnen ebenfalls zu spielen.
Sie spielen. Jedes für sich. Vereint. Frei.


Zweites Bild

Das Kind, malend. Rufe aus seiner Innenwelt und antwortende Echos auf dem Papier. Überströmendes Lebensglück. Es rennt zur Mutter: Für Dich!
 
 
Der Kompaß

Alle Gedanken, Ideen und Arbeiten dieser Website als Wege, die auf einen gemeinsamen Horizont zulaufen. Fünf zentrale Fluchtpunkte sind:
die Wahrung und Ehrung der Schöpfung, Frieden, Gerechtigkeit, Aufklärung, der freie Mensch als kritikfähiges, soziales, schöpferisches Wesen.



Der Fluss  |  Im Strom
 
Das Fließen, das Strömen.
allmählich ein Bett ausbilden.
Die Ränder in steter Veränderung.
Mäandern durch vielfältige Landschaften.
Bewegung durch und entlang verschiedenster Orte.
Fremdes, Angeschwemmtes aufnehmen, sammeln, mit sich führen, weitertragen, anschwemmen, ans Ufer.
Wellen, untertauchend, an anderer Stelle wieder auftauchend.
 
Es geht nur in solch assoziativem Denken in Bildern, bildhaften Begriffen.
Worte finden für das, was da hoch will, ständig suchend nach neuen, passenderen,    haltgebenden Begriffen. Von ihnen aus geht es erneut in den Strom.
 
Da ist auch ein Ruf, der mir sagt: Sorge Dich um es, schaffe Ordnung und Überblick, mach es zugänglich und handhabbar, mach dass es schön ist, teile es mit und mit anderen.

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Schleuse und Membran -

Ausstreuung und Verzweigung der Offenen Weite

 

 Joseph Beuys - eine Antwort



Jeder Mensch ist ein Künstler


Als ich diesem Satz zum ersten Mal begegnete, stürzte er mich geradezu in ein Denkkoma. 

Dabei schien mir mit ihm weniger etwas vollkommen Neues behauptet als vielmehr etwas 

Altes neu gesagt, mit einem Akzent auf dem Schöpferischen: die Sehnsucht und Forderung 

nach freiem und selbstbestimmtem Leben. 

Die Frage, die mich ausfüllte und nicht losließ, war die: War es möglich, einer derart 

allgemeinen Aussage eine konkrete erfahrbare Form zu geben, ein Pendant mit gestalterischen Mitteln zu schaffen, das den Aussagegehalt abbildet und wenigstens 
ansatzweise sogar wirksam werden lässt? 

Annäherung 


Zunächst konzentrierte ich mich auf die Frage nach dem Ort des Schöpferischen und seinen 

Bedingungen. 

Bei der Suche nach einem möglichst allgemeinen Ausgangspunkt fand ich einen Hinweis in 

Johan Huizingas Kulturstudie homo ludens. Darin spricht er mit Bezug auf das Spiel von 

einer primären Lebenskategorie, einer Ganzheit, und hebt die Nähe des Spiels zur Sphäre 

des Ästhetischen und Religiösen, seine kulturschaffende Funktion und seinen Charakter der 

Freiheit hervor.
Selbstzweckhaftigkeit und elastische Regelhaftigkeit gelten als zwei übergreifende Merkmale jeden Spiels. Ich begann nach einer möglichst reinen Spielform zu suchen, einer Art Ur- 

Spielform, bei der die Spielkomponenten weitestgehend mit diesen beiden Merkmalen 

zusammenfielen. Am ehesten schienen hierfür einfache Spielformen in Frage zu kommen.
Einen weiteren Anstoß lieferte wiederum Huizinga. Seine Bemerkung, dass für die 

Bezeichnung Spiel in vielen Sprachen der semantische Ausgangspunkt der Begriff einer 

schnellen Bewegung zu sein scheine, ließ mich unverhofft in der einfachen fortgesetzten und 

sich selbst verstärkenden einfachen Pendelschwingung, wie sie sich beim Schaukeln findet, 

eine anschauliche Gestalt jener beiden Grundprinzipien des Spiels erkennen. 


Weg zur Form 


Nach vielen Formfindungsversuchen brachte der zufällige Fund eines alten rostigen 

Fassrings eine ästhetisch überzeugende Lösung. Mir fiel sofort seine plastische 

Ausdrucksqualität auf. Hinzu kam, dass er schräg aufgerichtet eine Form bildete, die 

räumlichen und technischen Erfordernissen entsprach.
Überraschender und bedeutsamer noch war die Entdeckung, dass sich diese Form von der 

einfachen Pendelbewegung ableiten ließ und die einzelnen Ableitungsschritte eine 

Zeichenreihe bildeten, die als stilisierte Symbolik grundlegender Daseinsbedingungen gelten 

konnte. 

Symbolik des Raums 


Zusammen konfigurieren Kegelringe mit Schaukeln einen komplexen Raum, in dem 

unterschiedliche, zum Teil unvereinbare Bewegungsformen und Richtungstendenzen 

aufeinander treffen und einander durchdringen.
Im einzelnen Element lässt sich darüber hinaus ein Symbol zwei der elementarsten 

Wirklichkeiten erkennen: Polarität und Steigerung. 

Aufgrund seines allgemeinen wie paradoxen Charakters kommt es auf der Ebene des 

Symbolischen zu einem Spiel der Gegensätze, Verweisungen, Verschiebungen und 

Brüchen. 

Bei aller Vielstelligkeit des Ausdrucks sind es dennoch vor allem primäre Daseinsaspekte 

wie Ursprung, Wachstum, Öffnung, Durchgang, Trennung, Integration, Transzendenz, 

prekäres Aufgerichtet- und Ausgesetzt-sein zwischen dem unendlich Kleinen und dem 

unendlich Großen, die dabei in den Blick kommen. 

Tun und Lassen 


Beim Schaukeln passt man sich an eine bestehende Gestaltaufforderung an. Man erspürt 

die angemessene Bewegung und vollzieht sie mit, verstärkt, bejaht sie, und ist dabei doch 

frei. Tun und Lassen treten in einen Austausch nach Art eines lebendigen Gleichgewichts. 

Im Schaukeln wird ein Handlungstypus herbeigeführt und abgebildet, wie er für ein freies 

gestaltendes Subjekt konstitutiv ist. 

Visuelle Grammatik

I   Genese einer Form

Das Lot

Die Erregung

Die Kehre

Der Gegensatz

Das Spiel

Der Ausschnitt

sphärisch  I

sphärisch  II

II   In der Mehrung

Das Schweifen

Die Begegnung

Das Angrenzen

Die Überschneidung

Die Durchdringung

Die Entzweiung

Das Sich-voneinander-entfernen

Die Versammlung

Die Verstreuung

Der Erdkreis

III   Ebene der verborgenen Sinns

Der Erdkreis

Relation der umgekehrten Proportionalität  I - III

II

III

Das Anwachsen der Verringerung  I - IV

II

III

IV

IV Aspekte einer Form

Horizontalität

Das Aufsteigen

Die Aufrichtung

Die Krümmung

Das Fortschreiten

Spiralig  I

Spiralig  II

Das Umschließen

Die Ausdehnung

Das Empordringen

Die Weitung

Offen

Überschreitung

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Im Rän vonne Sprache

N Worrcht
 
fälllt
inminn
Kopp -
jefälllt
unn zafälllt.

In Prosa:
 
Dem permanenten Strom der Sprache ausgesetzt, braucht irgendein Wort mir nur flüchtig aufzufallen, sein Klang, Horizont, seine Gestalt, Bedeutung, Herkunft; es springt mich an, platzt auf, rinnt, dehnt sich in neue Beziehungen, andere überraschende Zusammenhänge.

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Nach dem Aufstand


Pate: Paul Klee, Aufstand des Aquädukts, 1937

(Objektkasten)

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Ambiguitätstabsregiment| Großes Gehölzfest 


Ambiguitätstabsregiment | Großes Gehölzfest [A | GG]

von Joachim Trapp


Ins Denkgeäst – Von Zweig zu Zweig – In die Verzweigung

Vor Jahren hatte ich gelesen, dass der First/Dachbalken in der daoistischen Kosmologie zentral ist. Er verkörpert das erste, höchste, uranfängliche raumordnende Element. Mich erheiterte, wie treffend das englische first dem deutschen First glich.
Zufällig fand ich kurze Zeit später einen über zwei Meter langen Bambusstab. Er gefiel mir auf Anhieb. Ich nahm ihn mit und hängte ihn in die Mitte meines Ateliers über den Tisch. Seitdem arbeite ich unter dem Zeichen des Stabes.
Eines Abends las ich in Thomas Bauer´s Die Vereindeutigung der Welt – Über den Verlust der Mehrdeutigkeit und Vielfalt den Satz »Der Soziologe Zygmunt Bauman geht noch weiter, wenn er schreibt, Ambiguität erscheine inzwischen ›als die einzige Kraft, die imstande sei, das destruktive genozidale Potential der Moderne einzuschränken und zu entschärfen.‹« [Bauer, 2018, S.17]
Am Morgen darauf stand mir schlagartig das Ambiguitätstabsregiment vor Augen. Der Weg von Destruktion und Genozid zum Militärischen und Regiment war denkbar kurz gewesen. Ebenso die Formanalogie zwischen den Kriegswaffen Speer, Pfeil, Schlagstock, Gewehr und dem Stab.
Zudem erschien der Stab selber als ein Paradigma par excellence für Ambiguität. Einerseits als Symbol der Freiheit und Befreiung, andererseits als Zeichen von Bedrohung und Unfreiheit.
Von da an sah ich in jedem Zweig oder Ast, der sich am Ende ypsilonförmig teilte, den Prototyp eines Ambiguitätstabes; im Kontrast zur Eindeutigkeit des Victory-Zeichens, und mit der ironischen Pointe, dass alle Bundeswehrkennzeichen mit einem Y beginnen.
Das war der Anfang. Vor meinem geistigen Auge sah ich anstelle von Demonstrationen Menschen mit Ambiguitätstäben in vielfältigen Formationen und großer Spiel-Freude auf Straßen defilieren. Ambiguitätstabsträger*innen? Ypsiloniker*innen war viel einfacher und lustiger. Und frecher.
Es kamen die Namen. Ich sammelte mehrere Stäbe mit ypsilonförmigem Ende. Als ich sie nebeneinander aufstellte, fiel mir erst auf, wie individuell ihre jeweiligen Ausprägungen waren und wie unterschiedlich ihr Charakter, und wie alles danach rief, benannt zu werden.
In derart begegnender Anschauung wurde das Wunder des Lebens und der Natur, dass nichts sich wiederholt, alles einzig ist, zur tief fühlbaren, reichen Erfahrung.
Biegungen, Wölbungen, Abschlüsse, Einschlüsse, Verläufe, Äderungen, Abbrüche, Spuren, Verschliffenes, Verschattungen, Konturen, Einkerbungen, Knorpel, Risse, Oberflächen, Rundungen, Verwitterungen, Farbigkeiten, nicht zuletzt die handschmeichelnde Qualität. Jedes Detail rief einen neuen, weiteren Namen auf. Und die Sprache schenkte sich in einem oszillierenden Wechselspiel zwischen gefundener Naturform und differenzierender Namensgebung. Mal beschreibend, mal in ironischer Brechung, als Anspielung, poetisierend und so fort.
Neben Ypsilonikern gab es Zweiender, Schlangenzüngler, Zwiespalter, Aufspalter, Getrennte, Ausstrecker, Entzweier, Stimmgabler, Hirschkäferrufer, Stabfühler, Spreizer, Umarmer. Ein sich immer weiter verzweigendes Spektrum an Figuren, Haltungen, Charakterzügen tat sich auf.
Einmal begonnen mit dieser Art zuschreibender Namensgebung fing ich an, auch andere Stabformen, letztlich alles Gezweig von stabartiger Gestalt miteinzubeziehen, und wunderte mich nicht, als mir eines Morgens prompt ein zweiter Titel einfiel, ebenso unvermittelt wie beim ersten Titel, nur diesmal weniger zungenbrecherisch: Großes Gehölzfest.
Erst nach und nach entdeckte ich seine Poetizität und staunte über die augenfälligen, deswegen aber nicht weniger erstaunlichen Assoziationsketten, die er auslöste.
Es begann damit, dass dieser Fünfsilbler die rhythmische Struktur eines antiken Versmaßes besaß, des Adoneus, bestehend aus einem Daktylus und Trochäus [—◡◡ | —◡]. Der Adonische Vers ist benannt nach dem Klageruf in den Liedern um den Tod des Adonis »ὦ τὸν Ἄδωνιν« [o ton Adonin »Ach, der Adonis!«], der diesem Metrum entspricht.
Hier kam noch hinzu, dass Adonis [Ἄδωνις] ursprünglich wohl ein syro-phönizischer Vegetationsgott war, in der griechischen Mythologie dann das Sinnbild und Gott der Schönheit und der Vegetation. Das alles erschien mir unerwartet passend zu einer Idee, bei der es darum ging, sich sogenanntem toten Gehölz zuzuwenden, sich von seinen ästhetisch-skulpturellen Eigenschaften berühren, inspirieren zu lassen und das Ganze zu einer Feier der Naturschönheit zu machen.
Die semantische Perspektive zeigte ebenfalls Erstaunliches. In Großes Gehölzfest steckte sowohl Holz, Öl und in einer Permutation auch Flöz. Alle drei Inbegriffe des fossilen Zeitalters. Damit war die ganze ökologische Thematik ins Spiel gekommen. Vor dem Hintergrund der ökologischen Frage tat sich in den beiden Silben Geh und fest ein weiter vor Mehrdeutigkeit schillernder Horizont auf.
Ganz allgemein konnte Geh oder Gehen die Bewegung an sich meinen. Was hieß das alles? Weggehen, einen Weg verlassen [können], Fortentwicklung, andererseits auch ein Weitergehen als Fortgang im Sinne des Fortsetzens, der Fortdauer, damit sich schon dem nähernd, was die Silbe fest bedeuten konnte: den Stillstand, im Sinne von an etwas festhalten, eines Beibehalten des Status quo.
Die erste und letzte Silbe des zweiten Titels erschienen wie die Repräsentanten der beiden grundlegenden Elemente des Lebendigen, des Dynamischen und des Statischen. Von beiden umschlossen im Wortinneren das Holz [Flüssigfestes bei lebendem Holz], Öl [Flüssiges »schwarzes Gold«] und Flöz [Festes], das war von einer geradezu bezwingenden Logik und verlieh dem Wort einen beinahe alchemistischen Glanz.
Demgegenüber geradezu lustig, wie die drei Silben Groß, Geh und fest in schöner Vollständigkeit auf Hauptaspekte des A|GG hinwiesen, nämlich eine Vielzahl an Menschen, Ein-sich-Fortbewegen auf der Straße, dabei fest haltend] ein Holz in der Hand.
Während Ambiguitätstabsregiment für sich allein ganz humoristisch daherkam, schien mit dem zweiten Titel Großes Gehölzfest eine Mehrdeutigkeit auf, vor deren Hintergrund das A|GG auch als Trauerfest denkbar wurde und damit der Titel zu einem Ausdruck tiefer Ambiguität.

»Alles Schöne aber ist in seinem Kern ambig«  [Haberl, 2019, S. 92]

Mit dem mythologischen Hintergrund einerseits, andererseits als Zeitzeuge gigantischer Abholzungen, Bodenversiegelung, Bodendegradation, vertrocknenden, brennenden Wäldern, Zerstörung, Vergiftung von Böden und Naturräumen, dem damit verbundenen ungeheuren Artensterben und unermesslichen Verlust von Naturschönheit, war mir, als hätte keine Generation wie unsere in »[nach]adonischer Zeit« gelebt, leben müssen. Und die Klage »ὦ τὸν Ἄδωνιν« mutierte zu einer ganzen Litanei im Rhythmus jener alten Klage:
»Ach, unsre Bäume!«
»Ach, unsre Wälder!«
»Ach, unsre Böden!«
»Ach, unsre Wiesen!«
»Ach, unsre Flüsse!«
»Ach, unsre Meere!«
...


»Ach, unsre Schöpfung!«
»Ach, unsre Erde!«
»Was tun wir Dir an!«


In diesem Kontext fand so schließlich auch die Bedeutung des Stabes als Orientierungshilfe, als Haltgebende Stütze, als Grenzpfahl, als Markierung, als Instrument der Vergrößerung unserer Reichweite, unseres Handlungsspielraums, im mehrfachen Sinn ihren Ort.
Bei genauem, sezierenden Blick fiel beim Titel semantisch, lautmalerisch und auch visuell eine komplexe Symmetrie in die Augen, die bis in den einzelnen Buchstaben hinein reichte. Ein Spiel mit Polaritäten, Zweiwertigkeiten, Parallelen, Echos, Spiegelungen. Es erschien wie raffiniert konstruiert, was es nicht war.
Es öffnete sich ein Feld von Zeichen, Chiffren, Assoziationen, Zuschreibungen, Deutungen, Verweisungen und wurde zu einem einzigen Antwortgeschehen, einer fast überschäumenden Resonanz, bei der es immer schwieriger wurde, das eine vom andern zu unterscheiden.
Die vier Worte Ambiguität, Stabsregiment, Großes und Gehölzfest hatten als einzigen gemeinsamen Buchstaben das G wie G-ehölz.
Im ersten Titel standen sie als kleine g´s fast in der Mitte des jeweiligen Wortes, gleichsam geborgen. Im zweiten Titel leiteten sie als Großbuchstaben am Anfang stehend das Wort ein. Der Bogen des kleinen g als Zeichen für eine erdwärts gerichtete Bewegung, wie eine Einwurzelung. Beim großen G der Bogen himmelwärts gewölbt ausgreifend. Eine schöne abstrake Symbolisierung der vertikalen Wachstumsachse und der Entwicklung vom Keim zur entfalteten Erscheinung.
Die vier S-Laute [ß, s, z, s] verteilten sich gleichmäßig auf die zwei Titelworte, sodass die zweiten zwei wie eine Wiederholung oder ein Echo auf die beiden vorangegangenen klangen. Dass die ersten beiden S-Laute auf einer Silbe gesprochen wurden, die hinteren beiden sich auf zwei Silben verteilten, erschien mir in hermeneutischer Lesart als ein weiteres Zeichen für Entfaltung. Dazu passte perfekt, dass die ersten beiden S-Laute für sich standen, während die letzten beiden in gespiegelter Stellung und als jeweiliger Wortabschluss gesprochen mit einem t verschmolzen [z wie -ts mit dem -st].
Schließlich zeigte auch die Vokalverteilung eine symmetrische Wiederholungsstruktur. Bei ausgeschriebenem Umlaut ergab sich die Verteilung O E E O E E.
Unmöglich, bei dieser Vokalfolge in der Verdoppelung nicht das klagende »O weh!« zu assoziieren, und innerlich eine zweite Mutation der oberen Klagelitanei heraufklingen zu hören:
»O weh! Die Bäume«
...
...
So ausgedeutet wurde der Titel zu einem Nucleus, in dem vieles sich verbarg und keimhaft angelegt war, das resonanzoffen war und zur Entfaltung drängte. Die Wortarchitektur, die semantische Fülle, Sinnspuren, die Musikalität, die gesamte Facettenvielfalt zusammen mit dem dichten Beziehungsgefüge, bei dem alles mit allem zusammenzuhängen schien, dazu die Prinzipien Wiederholung und Variation, ließen den Titel bisweilen aufblitzen, als wäre in ihm selbst Leben.

Präambel

Im Gedenken an eine Zeit, da es mehr Feiertage als Arbeitstage gab, im Bewusstsein einer jahrhundertelang fortgesetzten Reduzierung von Feiertagen, im Wissen um den hohen Wert der Zweckfreiheit und – angesichts einer fortgeschrittenen und weiter zunehmenden ökonomisierenden Kolonisierung gesellschaftlicher Sphären – in der Einsicht in die Notwendigkeit, subversive Gegenräume vollkommener Abstinenz und Immunität gegenüber jeglichen Versuchen der Kommerzialisierung zu bilden, ist hier zum Ausgleich ein Festanlass geschaffen, vielerorts zu jeder Gelegenheit auf den Straßen zusammenzukommen und ausschreitend das Leben zu feiern – für all die, die Sehnsucht haben nach menschenfreundlich rhythmisierter Zeit, gemeinsamer, lebensfreudiger, formenreicher Begegnung im öffentlichen Raum, nach hingebungsvoller Zuwendung zur Natur in freiester sprachspielerischer Schöpfungslust.

A|GG Allgemeines

§ 1 Jede Frau und jedermann hat das Recht, sich zum Mitglied des großen oder eines bestimmten Ambiguitätstabsregiments [A|GG] zu erklären oder als sich ihm zugehörig zu empfinden. Die Mitgliedschaft kann zu jedem beliebigen Zeitpunkt ohne Einhaltung irgendeiner Frist oder sonstige weitere Verpflichtung beendet werden.
§ 2 Wer bei einem öffentlichen Auftritt des oder einen A|GGs mitwirkt, wird für die Dauer der Mitwirkung automatisch Mitglied des A|GGs.
§ 3 Jedem Menschen steht es frei, mit oder ohne Stab teilzunehmen. Dementsprechend gilt er als Stabträger, Stabloser oder Stabbefreiter.
§ 4 Jeder Mensch hat von Geburt an das Recht, Teil eines A|GG zu sein, wann und wo immer es sich zu einem Auftritt oder einer Aufführung versammelt oder formiert.
§ 5 Jeder Mensch ist frei, selber ein Ambiguitätstabsregiment zu gründen oder aufzubauen und gemeinsam bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten aufzutreten.
§ 6 Bei einem Auftritt mit geringer Personenanzahl erhält es die Auszeichnung Keimzelle für ein Ambiguitätstabsregiment.
§ 7 Bei Auftritten, Aufmärschen, Aufführungen können neben den bekannten Formen wie Parade, Prozession, Ritual, Tanz, Marsch, Formation auch freie Choreographien oder neue Formen entwickelt werden. Das Potential des sprachlichen Anteils [s. § 24 - 29] bzw. des Spielens mit der Sprache sollte dabei nach Möglichkeit genutzt und ausgeschöpft werden.

Kinder

§ 8 Kinder gelten grundsätzlich und ausnahmslos als Ehrengäste und sind entsprechend bevorzugt zu behandeln. Insbesondere ist darauf zu achten, dass ihnen mit Blick auf ihre geringere Körpergröße eine weitgehend ungehinderte Sicht auf das Geschehen ermöglicht sowie jede darüberhinausgehende Teilhabemöglichkeit so wenig wie möglich beschränkt wird.
§ 9 Kindern bis einschließlich des 10. Lebensjahres ist den örtlichen Gegebenheiten entsprechend, bei dezenter [!] Aufsicht und unter Gewährleistung/Wahrung der Sicherheit aller Teilnehmenden größtmöglicher oder ausreichender Raum zu erschließen oder zu überlassen, um ihr Stabvermögen und ihre Stabkünste zu erproben, auszuleben oder der Öffentlichkeit zu präsentieren. Hierzu zählt insbesondere alles Stabtänzerische – allein, paarweise oder in Gruppen.
§ 10 Waffenartige Darbietungen oder Verwendung von Stäben sind grundsätzlich nicht gestattet. Davon ausgenommen ist der besonders bei Jungen beliebte Weitwurf von langen Stöcken oder Stäben [Speerwerfen], sofern die räumlichen Gegebenheiten es zulassen und die allgemeinen Sicherheitsbedürfnisse gewahrt sind.
§ 11 Kinder, die noch nicht oder noch nicht schnell genug lesen können, haben bei erkennbarer Neugier oder auf ausdrückliche Nachfrage das Recht, von jedem A|GG Mitglied oder jeder Person, die in anderer Weise am Geschehen teilnimmt oder ihm beiwohnt, z.B. als Zuschauer, die Namen jeweiliger Stäbe vorgelesen oder genannt zu bekommen und dadurch in ihrer eigenen wortschöpferischen Sprachmächtigkeit, Fabulierungslust oder poetischen Phantasie stimuliert, be- und gestärkt zu werden.
§ 12 Eltern und Beziehungspersonen sind in Gegenwart von Kindern dazu angehalten, Sätze wie »Tu/Wirf jetzt endlich den Stock weg«, »Lass den Ast jetzt mal liegen« oder »Den nehmen wir aber nicht mit nach Hause« zu unterlassen. Sie kollidieren massiv mit dem natürlichen hoch vitalen Resonanzverhältnis zwischen Kind und Stab oder Stock. Kinder hören sehr genau und übernehmen die Haltung und Einstellung der Eltern/Erwachsenen. Die in solchen Sätzen zum Ausdruck kommende abschätzige Grundhaltung prägen eine negative Voreinstellung gegenüber natürlichem Material und haben entfremdenden Effekt.
§ 13 Gemäß der Idee des A|GG leben Eltern oder Bezugspersonen den Kindern in Vorbereitung einer Teilnahme am A|GG eine gesammelte, gespannte Aufmerksamkeit oder hingebungsvolle Zuwendung [beispielsweise bei weiterer Bearbeitung] zu natürlich gewachsenem Holz, Stäben, Zweigen vor, und schenken den Kindern Räume gemeinsamen Denkens, Imaginierens, Träumens, Spielens, des emotionalen Erlebens, des Spielens mit Sprache, des Spracherlebens, der Sprachgrenzen, Spracherforschung, der Kulturerinnerung, der ästhetischen Forschen.
§ 14 Die Wertschätzung ist dadurch zum Ausdruck zu bringen und sichtbar zu machen, dass die ausgewählten Stäbe in der häuslichen Sphäre einen Ort zugewiesen bekommen, man sich als Mitglied des A|GG zeigt, um das emotionale Verhältnis der Kinder zu Geäst/Zweigen/Stäben usw. ihre natürliche Begeisterung aufzugreifen und zu vertiefen, und auf diese Weise damit beizutragen, dass sie lebenslang prägend bleibt, und die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass mit jedem späteren Blick als Erwachsene in einen Baum jene Kindheitstraumräume in der Erinnerung wieder aufleuchten und sich die damit verbundenen Glückempfindungen wieder erneuern.

Beziehung zur Natur

§ 15 Aufgabe und zentrales Anliegen des A|GG ist es, am Beispiel natürlich gewachsenen Holzes daran zu erinnern und wieder fühlbar zu machen, dass die Natur unsere ursprüngliche Heimat ist.
§ 16 Im Rahmen des A|GG darf für eine Teilnahme kein lebendes Holz eigens geschlagen oder verwendet werden, sondern ausschließlich schon gefallenes, sog. totes Holz oder uns zugefallenes Holz [gefundene Stöcke, Äste, Zweige usw.]. Über mögliche Ausnahmen z.B. bei unmittelbar bevorstehenden Rodungen ist eigenverantwortlich aus dem Geist des A|GG zu entscheiden.
§ 17 Das A|GG fördert das in-die-Hand-nehmen oder Umgreifen eines Stabes, Stocks usw. als eine Geste der Zuwendung und des liebevollen Umgangs mit der Natur.
§ 18 Das A|GG erschafft den Raum und die Gelegenheit, die im genauen Betrachten, Betasten, Bewegen von Stöcken, Ästen, Stäben liegenden Möglichkeiten, tieferes Wissen über lebendige Wachstums- Entwicklungsprozesse zu erlangen, wahrzunehmen.
§ 19 Eine zentrale Hauptaufgabe des A|GG ist die Unterstützung, Förderung und Ausweitung des NDR [Nicht Digitalen Reservats].
§ 20 Im Sinne des A|GG ist es, den uralten Sammel-, Erhaschens- [Jagd-] und Spieltrieb anzuregen und ihn dabei so in die Natur zu lenken, dass diese dabei nicht geschädigt wird. Da sich vor allem an Flüssen und im Wald Stäbe, Stöcke, Zweige usw. zu finden sind, wird die Tendenz, diese Orte aufzusuchen geweckt oder verstärkt.

Stab und Sprache
 
§ 21 Jede am A|GG teilnehmende Person ist eingeladen und frei, ihrem Stab einen eigenen Namen zu geben oder sich einer bestimmten Stabträgergruppe anzuschließen.
§ 22 Die Namensvergabe kann sich auf einen einzigen Namen beschränken oder eine Liste von Namen umfassen.
§ 23 Im Falle bewusst unterlassener Namensvergabe oder sonstiger Stabnamenlosigkeit ist mit Fragen seitens anderer A|GG Mitglieder zu rechnen.
§ 24 Generell ist jedes Regimentsmitglied dazu angehalten, mit Freude und verschwenderisch die eigene Sprachmächtigkeit auszuspielen, sie mit anderen zu teilen und sich auf´s Vergnüglichste auszutauschen.
§ 25 Herausragend sprachschöpferische Persönlichkeiten sollen sich mit Blick auf nicht in gleichem Maße befähigte Regimentsteilnehmer hinsichtlich ihrer Sprachphantasie großherzig verausgaben und verschenken.
§ 26 Die genaue Anschauung, das abtastenden Sehen eines gewachsenen Stabes, ist ausgehend von irgendeinem Detail, vom Gesamteindruck oder von irgendeinem anderen Punkt aus zum Anlass zu nehmen, die eigene Sprache auszuloten und ihr einen oder mehrere Namen zu entlocken, beschreibend, charakterisierend, anspielend, lautspielerisch, phantasiereich, humorvoll, absurd, kontextbildend, abstrahierend, symbolisch usw.
§ 27 Auf die Unermesslichkeit der Natur, ihre unerschöpfliche Form- und Farbfülle, wie sie sich auch in gefallenem, »entreiftem« [H.v.Kleist] Holz zeigt, soll – vom Holz inspiriert – mit einer ebenso unerschöpflichen Lust an Wortschöpfungen geantwortet werden. Die entsprechende Formel lautet: Das unendliche Formen-Spiel der Natur und ihre Echos im Sprachspiel.
§ 28 Das Spiel mit den Worten kann bis an die Grenze zum Albernen getrieben werden, solange es dazu beiträgt, den Kindern die Angst vor unverständlichen Worten zu nehmen und sie ins Gegenteil zu verwandeln, in eine Neugierde oder Erwartungsfreude hinsichtlich neuer unbekannter Worte.
§ 29 Im Rahmen von A|GGs haben Erwachsene die Aufgabe, bei Kindern die Sensibilität für die vielen feinen Sinnverschiebungen zu bewahren oder zu wecken und sie zu lehren, dass die Wörter an ihren Rändern verschwimmen und wirklich lebendige Sprache niemals eineindeutig ist. Bei der so zu entwickelnden Differenzierungs- und Toleranzfähigkeit ist darauf zu achten, dass sie stets mit Freude, Lachen und Spiel geschieht, und wo immer möglich mit Bewegung.

Wirtschaft

§ 30 Durch die Fokussierung auf »totes« Gehölz als etwas, das nahe am Müll »wohnt«, im Überfluss vorhanden ist und andauernd neu entsteht, von überbordender Schönheit in herrlicher Umsonstigkeit, versteht sich das A|GG als eine betonte Geste des Widerstands gegenüber eines übermäßigen, fortschreitenden Ökonomismus in immer mehr gesellschaftlichen Räumen. Seine Aufgabe ist, einen Gegenraum vollständiger Abstinenz und Immunität gegenüber allen denkbaren kommerziellen Zugriffsversuchen zu schaffen.

Ambiguität

§ 31 Der Stab zeigt eine ausgeprägte Doppelsinnigkeit beziehungsweise Uneindeutigkeit. Er kann bedrohliche Waffe wie auch hilfreiches Werkzeug sein, Symbol der Befreiung oder auch der Unfreiheit. Im Rahmen des A|GG wird durch die Praxis, ein und demselben Stab mehrere unterschiedliche Namen oder Deutungen zuzuschreiben, die grundsätzlich multiple Lesbarkeit der Welt aufgezeigt. Die hierbei sichtbar werdende Mehrdeutigkeit und Multiperspektivität geht, insbesondere bei den Kindern, im günstigen Fall mit einer [Ein]Übung in Toleranz einher für unterschiedliche Sichtweisen, die nicht miteinander konkurrieren, sondern sich produktiv ergänzen und die große Fülle an Möglichkeiten aufzeigen.

Gesellschaft und Verantwortung

§ 32 Jedes A|GG Mitglied ist verpflichtet, Kindern, die in einem sozialen Umfeld mit geringem Wortschatz aufgewachsen sind oder aufwachsen müssen, besondere Aufmerksamkeit zukommen zu lassen und zu versuchen, in ihnen Neugier, Freude und Lust am Spiel mit Lauten und der Sprache zu wecken und damit Voraussetzungen/Bedingungen für eine Erweiterung ihres Wortschatzes und Sprachverständnisses mit zu fördern.
§ 33 Das A|GG hat die Aufgabe, Erwachsenen Raum zu geben, um Kindern Geschichten aus der reichen Kulturgeschichte des Stabes zu erzählen und ihnen Raum geben, diese nachzuspielen.
§ 34 Stabauswahl und Namenvergabe ist als Prozess zu betrachten, der es ermöglicht, Zugang zu den eigenen inneren Bildern zu finden. Angesichts der Bedeutung der eigenen Bilder für die psycho-physische Gesundheit sind die hierfür erforderlichen Zeiträume in besonderer Weise zu schützen und zu kultivieren.

Typologie und Vokabularium -
Ein Grundstock

Wie die Pflanzenwelt ist die Welt der Zweige, Äste, Stäbe eine Welt unerschöpflicher Vielfalt und Variationen. Gleiches gilt für die Sprache. 
Beispielhaft zeigt dies die nachfolgende Liste an Namen [Auswahl], typologisch geordnet. 
Der Wechsel zwischen adjektivischen, nominalen und partizipialen Formen, kombinierten Ausdrücken mal mit mal ohne Artikel, Komposita oder zwischen Singular und Plural folgt ästhetischen Aspekten wie Musikalität, Symmetrie, Spannung, Sprachwitz, Assoziationsfülle sowie dem Aufzeigen von Spiel- und Freiheitsräumen innerhalb der Sprache, ihrer allgemeinen Geschmeidigkeit. 
Ausgangspunkt ist der einfache schlanke Stab. 
Jeder Typus ist zu Beginn kurz charakterisiert. 

1. Ypsilonförmiger Abschluss. Urtypus des Ambiguitätsstabes.


Entzweier, 
Schlangenzüngler, 
Spalter [Auf-], 
Spaltzüngler, 
Stäbin [Als Paar und in Beziehung zu einem einfachen Langstab: Stab und Stäbin], 
Stimmgabler, 
Umarmer, 
Wegscheider, 
Ypsiloniker, 
Zweiender, 
Zwiespalter 

2. gewöhnlicher Langstab mit einem abzweigenden Seitentrieb


Abbieger 
Abzweiger 
Ausreißer [eigenwilliger ~] 
Ausscherer 
Austreiber [einsamer ~] 
Auszweiger 
Extrawegerich 

3. Stab, dessen Achse an irgendeinem Punkt seitlich verschoben weiterverläuft


Abweicher 
Ausweicher 
Spurwechsler 

4. T-förmiger Abschluss


Auseinanderläufer 
Diametraliker 
Gegensatzbewahrer, Der ~ 
Ost-West-Stabler 
Spagatstab 

5. am oberen Ende in einem Winkel >90° abgenickt
 Abknicker

Einknicker

6. am oberen Ende im 90°-Winkel abgeknickt


Hakenschläger 
Seitenstecher 
Winkeltreuer 

7. wellenförmiger Langstab


Abwickler, Einwickler, Umwickler, Zaunwickler 
Dauerwechsler 
Flussläufig 
Rinnsaalstäbchen 
Serpentiner 
Schlangenstabler 
Schlingenstäbig 
Verdreher 
Wellenstabler 
Wendehalsstabig 
Zirbelstabler 

8. Einfacher schmaler Langstab


An-ambig, [Un-] 
Armlos [-er] 
Einsinnig 
Gradlinigen 
Hoch-gezogene [-langer, -zieher] 
Langstabler 
Stabpurist 
Stecher [Himmels-] 
Stocherer 
Streber [Auf-, Himmels-] 
Strecker 
Vertikalist 

9. Sich mehrfach von verschiedenen Punkten aus strahlenförmig verzweigend, gradlinig abstehend oder fortstrebend


Antennen-halter [-stabler, -träger] 
Empfangsbereiter 
Geweihträger 
Mehrgabler 
Stäblestäbe 
Stengelreiche 
Strahlenstab 
Vielgabligen, Die 
Verzweiger 

10. Einseitig lateral mehrfach austreibend


Flügelskelettig 
Halbgittrig 
Halbtann-iger [-linger] 
Monolateraler Auszweiger 
Seitenädrig 
[Ein-]Seitenflosser 
Semigerippig 
Windfänger 

11. Nach zwei gegengerichteten Seiten austreibend


Auszweiger, bilateral 
Flügelig 
Flügel-stabig [-stab, -zweigig] 
Zweiflüglig 

12. mit dreigabligem Ende


Ambi-Victoryer 
Doppelzüngig [-e, -er]
 double-victorian 
Mistgableriner
 Yypsiloniker 

13. sich am oberen Ende radial verzweigend


Auffächerer 
Austreiber 
Bündelstabler [Stabbündler] 
Kronenkranzstabler 
Sonnengucker 
Stäbchen-stab [-versamm[e]ler] 
Verteiler 

14. an einem bzw. oberen Ende buschig oder wurzelartig verzweigt

Bodenlose 
Dendritiker 
Eingestrüppten 
Entwurzler 
Hirnköpfig 
Ober-krausen [Oberkräusligen] 
Oberstruppig 
Luftwurzler 
Schopfstab 
Sturmstäbe 
Unge-kämmten, Die [-bürsteten] 
Unzähmbaren 
Verflochtene 
Ver-kämmt [-bürstet) 
Wirrköpfig 
Wurzelkämmerer 
Wurzellüfter 
Zerzausten 

15. leicht bis stark gebogener Langstab


Aufrichter [Die sich Aufrichtenden] 
Gebeugte 
Krummer [Krümmer, Krummling] 
sich Beugenden, Die 
Stabbeuger 
Verneiger 
Verbeuger 
Vorbeuger 
Wegducker 

16. Zickzackförmiger Verlauf


Richtungswechsler 
Vielknicker 
Wankelmütig 
Winkelzügler 

17. Stäbe mit vergoldeter Spitze oder vergoldetem Abschluss

Endgoldig 
Goldender 
Gold-knaufler [Gold-knäufig, -köpfe, -köpfig, -spitzen] 

18. Schlangenförmig/Schlingpflanzenförmig gebogene


Ab-taster [Vor-] 
Auszüngler 
Orientierungssucher/Richtungssucher 
Spurfolger 
Schlangenstab 
Schlängelnder 
Sich-raus-Windenden 
Sucherstab 
Umherirrend (-e, -er] 

19. Stäbe mit besonders ausgeprägten oder auffälligen Oberflächen-Merkmalen


Buchlinge 
Gürtelstab/Begürtelt-e 
Spur(-en]stab 
Schwarzstäbe 

20. Einzelstäbe und Sonderformen


Barkenstab (länglich und hohlkehlig] 
Ebenmaß-ig (-stab] 
Charakterstabig 
Hirschkäferrufer 
Spitz[en]stab 

21. Sprachspielerische Bezeichnungen [Sg., Pl. und Kollektivbegriffe] für besondere 


Einzelexemplare oder zu fertigende Stäbe, ohne spezifischen Formtypus
Auffaller, Die
Fischstäbchen [zum Beispiel mit schlanken geschnitzten »Fischköpfen«]
Goldknick-stäbe [-stabler]
Großer Wattestab mit Brut
Herzbrennstäbe
Lampionserwarter [Stäbe mit oben schön geformten Aufhängevorrichtungen für nicht vorhandene/fehlende, erhoffte, erträumte, wiedererwartete Lampions – Imaginationsnährend]
[Lang-]Halmbataillon
Langstablerie
namenlos Schönen, Diejenigen
Schöne-s Stäbchen, Die
Spitze des Generalstabs [alter konischer Eichenpfahl, konisch endend, Landshut 14. Jahrhundert]
Sprechblasenaufspießer [piekser, -stecherinnen]
Stabilen
Stabköniginnen (Bes. Wertschätzung bei Mädchen]

Glaubensbekenntnis
für Stabträger / Regimentsteilnehmer und Sympathisantinnen

Ich glaube an den Humor und den Menschen, der lachen kann.
Ich glaube an das aus Freiheit Gemeinschaftsstiftende Zusammenkommen von Menschen.
Ich glaube an die überragende, heilsame Bedeutung von aufmerksam liebevoller Zuwendung und Beziehung zur Natur.
Ich glaube an die tief heilende Kraft unserem uralten Sammel- und Jagdtrieb in sublimierender Form zu antworten.
Ich glaube an die alles überragende Prägekraft und den Einfluss der frühkindlichen Beziehungs- und Bindungserfahrungen und lebendigen Resonanz unter Menschen in digitalfreien Räumen.
Ich glaube an die Schönheit, die Poesie und die Größe der Umsonstigkeit.
Ich glaube an die Sprache, die Sprachmächtigkeit und das schöpferische Sprachspiel.
Ich glaube an die Heiligkeit der Erde, die es hervorbringt und trägt, und die Erfordernis, ihren Schmerz zu fühlen.
Ich glaube an die Würde des Schweigens im Holz.

 
Literatur


Bauer, T. (2018). Die Vereindeutigung der Welt – Über den Verlust der Mehrdeutigkeit und Vielfalt. Stuttgart: Reclam.
 
Bleutge, N. (2020). Den Wiederholungen folgen. Inger Christensens alfabet/alphabet. Zwiesprachen: Stiftung Lyrik Kabinett München.
Burnside, J. (2018). Natur! 100 Gedichte. München: Penguin.
Drawert. K. (2012). Schreiben. Vom Leben der Texte. München: C.H.Beck.
Haberl, T. (2019). Die große Entzauberung. Vom trügerischen Glück des heutigen Menschen. München: Blessing.
 
Rakusa, I. (2016). Münchner Reden zur Poesie. Listen, Litaneien, Loops - zwischen poetischer Anrufung und Inventur: Stiftung Lyrik Kabinett München.
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Für Marianne Gronemeyer 

erschienen in:
Was glaubst du eigentlich? 

Hrsg. : Charlotte Jurk, Reimer Gronemeyer
Polkowski, Wolfgang 12/2020 




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            Tischfest 


Vor einigen Jahren befasste ich mich mit der Gründung eines Feiertags.
Hintergrund waren vorrangig folgende vier Motive: 
 
- Das Problem größerer Gerechtigkeit, Verantwortung und Solidarität in globalem Maßstab.

- Der Mensch als schöpferisches Wesen, die Förderung echter Selbstentfaltung, insbesondere als Basis für den eigenen inneren Frieden.

- Die Ausweitung des Poetischen in Sichtweite des Politischen.

- Ein Feiertag oder mehrtägiges Fest als Gegengeste, als Unterbrechung, Widerstand, Innehalten gegenüber der angeblichen Erfordernis von noch mehr Arbeit, Beschleunigung durch Digitalsierung, Produktion und dem Konsum, damit verbunden die Rück- und Wiedergewinnung von Freiraum.
 
Bei der Suche nach einem möglichen gemeinsamen Nenner in der Vielfalt an Kulturen und Traditionen fand ich im Tisch ein geeignetes Motiv. Daraus entstand die Idee eines Tischfestes. 
Das gemeinsame Mahl, Gemeinschaft und Austausch, Begegnung und Teilhabe sind grundlegende Aspekte, die mit dem Tisch verbunden sind. Überall auf der Welt kommen Menschen zum gemeinsamen Mahl zusammen. Meist an einem Tisch.
Als Ort des Teilens ist der Tisch ein ausdrucksvolles Symbol gegenseitigen Respekts und gegenseitiger Verantwortung, von Teilhabe und Gemeinschaft.
Was wir heute brauchen, wenn wir unsere ethischen Maßstäbe nicht aufgeben wollen, ist eine solche Haltung in planetarischer Perspektive, ich nenne es „globale Tischgesittung“.

Die Idee eines Tischfests will dazu beitragen, ein weltweites, verantwortungsvolles Miteinander zu stärken.

Der Tisch ist eine minimale Formstruktur, denkbar allgemein und unspezifisch. Von ihr aus lässt sich ein weites Spektrum an Räumen entfalten:
Räume kritischer Reflektion, Räume reiner Poesie. Möglichkeitssphäre für eine spielende Kreativität, die sich ungehindert entfalten kann. Offen wie das Leben, das nichts als sich offenbaren will. (Vielleicht die aussichtsreichste Voraussetzung für Frieden.)
 
Insofern der Tisch hier einerseits als Einladung und Raum zu freier und freiester Gestaltung aufgefasst ist, andererseits seine Grundfunktion die ist, Menschen miteinander zu verbinden, bietet er die Möglichkeit, die zwei Urerfahrungen und -bedürfnisse jedes Menschen, nach Beziehung und nach Selbstentfaltung gestaltend zu vermitteln.

Die postkartengroßen betitelten Zeichnungen sind eine Art Streuzeichen. Exemplarisch zeigen sie auf, was für ein weithin offenes Gelände der Tisch als gestalt- und kontexualisierbarer Gegenstand darstellt und welche unerschöpflichen Spielräume sich darin eröffnen.


Rinne an Tisch mit Ober- und Unterkresse

 
Dies war der Titel eines Beitrages zu Kunst in Sendling 2011, unter dem Leitthema Geist des Miteinanders.
 
Beschreibung: Eine Europalette wurde auf beiden "Etagen" mit Stoff bezogen und zwei Wochen vor der Aktion mit Kressesamen bestreut und feucht gehalten. Durch die oberen Bretter war leicht schräg verlaufend ein handbreiter Spalt gesägt und ein Brett - die Rinne - zwischen beiden Ebenen mit einer Neigung eingehängt, sodass sich aus der einen Richtung ein aufsteigender Verlauf, aus der anderen ein absteigender Verlauf zeigte. Die Rinne war mit 40 Kressesamen in zunehmender Dichte bestreut.
Die Besucher bekamen Gemüsebrühe angeboten. Vorgesehen war, dass sie sich mit Scheren wahlweise von der Unter- und / oder Oberkresse nehmen. Das erübrigte sich in den meisten Fällen, weil die Kinder mit ihren Scheren kaum erwarten konnten, den Gästen Kresse abzuschneiden und dabei genauestens darauf achteten, dass alle sowohl von der Unter- als auch von der Oberkresse abbekamen.


Rinne an Tisch mit Ober- und Unterkresse

 
Dies war der Titel eines Beitrages zu Kunst in Sendling 2011, das unter dem Leitthema Geist des Miteinanders stand.
 
Beschreibung: Eine Europalette wurde auf beiden "Etagen" mit Stoff bezogen und zwei Wochen vor der Aktion mit Kressesamen bestreut und feucht gehalten. Durch die oberen Bretter war leicht schräg verlaufend ein handbreiter Spalt gesägt und ein Brett - die Rinne - zwischen beiden Ebenen mit einer Neigung eingehängt, sodass sich aus der einen Richtung ein aufsteigender Verlauf, aus der anderen ein absteigender Verlauf zeigte. Die Rinne war mit 40 Kressesamen in zunehmender Dichte bestreut.
Die Besucher bekamen Gemüsebrühe angeboten. Vorgesehen war, dass sie sich mit Scheren wahlweise von der Unter- und / oder Oberkresse nehmen. Das erübrigte sich in den meisten Fällen, weil die Kinder mit ihren Scheren kaum erwarten konnten, den Gästen Kresse abzuschneiden und dabei genauestens darauf achteten, dass alle sowohl von der Unter- als auch von der Oberkresse abbekamen.


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Sonnenkörperchen - Triangulierungspoesie* für ein Massen produkt.
Der Japankugel gewidmet


(* Triangulierung, wörtl. „dreieckig machen“, von lat. triangulum, „Dreieck“. Der Begriff steht hier für das Herstellen einer Dreieckskonstellation in einem Raum) 

"Beim poetischen Sprachspiel erweitern sich die Begriffe zu plastischen Vorstellungen." F.E.Walther
 
1     Struktur zur Poetisierung von Räumen - Anleitung / Aufbau

1. Bringen Sie in einem Raum mit kugelförmigem Papierlampion (Japanleuchte Papier / Japankugel) eine oder mehrere kleine Dr. Oetker Papierförmchen auf beliebige Weise (auf einem Träger, in einem Kästchen, Rahmen usw. oder direkt) auf die Wand an, so dass Papierförmchen und Papierkugel auf irgendeine Weise aufeinander bezogen sind.
Um mehr Spielraum zu haben, empfiehlt es sich die Gestaltung mit den Papierförmchen variabel zu halten.

2. Plazieren Sie im selben Raum an einer Ihnen passend erscheinenden Stelle einen Titel (gedruckt, handgeschrieben, selber oder von einer Person, die einem was bedeutet oder einfach eine schöne Handschrift hat, gestempelt u.w.) wie zum Beispiel:
"Sonnenkörperchen, den großen papermoon betrachtend"
 
3. Plazieren Sie die drei Komponenten ( Papierleuchte, Papierförmchen, Titel ) im Raum so, dass sich eine Dreiecksbeziehung entfaltet.
 
4. Die Triangulierung ist auch mit nur einem der Papierelemente möglich.
In diesem Fall kann das fehlende Element durch einen abgeänderten Titel aufgerufen bzw. einbezogen werden, und die Poetisierung sogar besonders wirkungsvoll sein, weil die Leerstelledem Spiel der Einbildungskraft zusätzlichen Raum gibt.
Eine nackte Glühbirne etwa kann den Ort eines ersehnten Papermoons markieren und damit ein zusätzliches Zeitelement ins Spiel bringen.
 
2    Der Titel und seine grammatische Grund- / Ausgangsstruktur

Subjekt - Artikel - Attribut - Objekt - Prädikat (Partizip Präsens)

Der Titel beruht auf einer Grundform mit folgenden vier grammatischen Gliedern:
Subjekt, Attribut, Objekt und Prädikat.
Das Prädikat als Partizip Präsens ist das Element, das die Beziehung zwischen Sonnenkörperchen und papermoon bestimmt.
Gebildet aus dem einfachen Infinitiv eines Verbs plus angehängtem -d ruft es die Vorstellung eines soeben stattfindenden Ereignisses hervor.
Es markiert gleichsam eine Innehaltestelle, betont die Momentaneität eines poetisch-imaginären Beziehungsgeschehens im Raum und ruft die lesende Person in die Betrachtung, für einen Moment Zeuge dieses Beziehungsgeschehens zu sein, und damit in eine Präsenz.

Charakter, Stimmung und Komplexität der räumlichen Situation wird wesentlich durch den Titel als drittem Pol des triangulären Kraftfeldes bestimmt. Indem er die Raumsituation beschreibt, gleicht seine Rolle der eines Kommentators oder Sprechers.

3    Beispiele für drei verschiedene Raumsituationen

a        - mit Titel, Sonnenkörperchen und Papermoon
 
Sonnenkörperchen, den strahlenden Papermoon in voller Entfaltung bewundernd
 
Zwei junge Sonnenkörperchen, den großen Papermoon still betrachtend
 
Vier kleine Sonnenkörperchen, sich wärmend am voll entfalteten Papermoon
 
Vier kleine Sonnenkörperchen von ferne den großen Papermoon bestaunend
 
Der große Papierkugelmond, Sonnenkörperchen das Schweigen lehrend
 
b        - mit Titel, Sonnenkörperchen ohne Papermoon

Kleines Sonnenkörperchen, den fernen Papermoon erwartend

Schar Sonnenkörperchen, sich im Schatten nach dem großen Papermoon verströmend

Sonnenkörperchen(brut), sich sehnend nach dem großen Papermoon

Schwarm Sonnenkörperchen, schwelgend in Erinnerung an den großen alten faltigen Papermoon

Sonnenkörperchen, Ausschau haltend nach dem großen faltigen Papermoon

Sonnenkörperchen, den ehrwürdigen Papiermond gespannt erwartend

c        - mit Titel, Papermoon ohne Sonnenkörperchen

Heller Papermoon, viele Sonnenkörperchen erwartend

Großer Papermoon, im Schatten vom Sonnenkörperchen träumend

Faltiger Mond, sich nach dem Strahlen der Sonnenkörperchen sehnend

Alter Papermoon, für die versprochenen Sonnenkörperchen leuchtend
 
Papermoon, die kleinen Sonnenkörperchen betrachtend

4     Sprache und Poetisieren
 
Die Arbeit zeigt mittels schöpferischer Sprache exemplarisch die poetischen Qualitäten von Papier am Beispiel zweier industriell gefertiger Papierobjekte, indem es eine Beziehung zwischen beiden herstellt. 
 
Als Bedeutungs(über)träger diente Papier von seinen papyrischen Anfängen her vor allem dazu, geistige Welten zu betreten.
Diese zentrale Funktion von Papier wird durch die Verwendung von Sprache aufgegriffen, und zugleich der Blick auf das Material Papier selbst und seine poetisch-sinnlichen Qualitäten gelenkt. 
 
Durch bloße Beschreibung lässt sich ein unbegrenzter Raum der 
Imagination schaffen, der die Papierobjekte in unterschiedliche Kontexte einbettet und dabei ihre reichen poetisch-sinnlichen Qualitäten erlebbar macht.
 
Die mögliche Weite des geistigen Raums wird schon an den beiden folgenden Aspekten augenscheinlich. 
Die im Titel enthaltenen Begriffe Sonne und Mond repräsentieren die zwei zentralen Lebensspender: Die Spenderin von Licht und Wärme, und der große Taktgeber des Gezeitenrhythmus.
Sonnenkörperchen ist hier poetischer Ausdruck für letztlich alles Lebendige auf der Erde, da es ohne die Sonne nicht wäre.
 
Die Formanalogie der Papiermanschette zu einer Blüte, entsprechend die Kugelform des Papermoons zu einer Frucht, prädestinieren beides für einen poetisierenden Umgang, weil sowohl die Blüte als auch die Frucht so etwas wie Entfaltungsgipfel in der pflanzlichen Lebensbewegung markieren. Da sich beides essenziell dem Licht verdankt, umfasst und birgt nach dieser abgeleiteten Denkbewegung bereits der Ausdruck Sonnenkörper(chen) den Papermoon in sich.
 
In poetischer Betrachtung lassen sich die kleinen Papierrosetten (Sonnenkörperchen) wie verkörperte Seelen auffassen von letztlich allem, was irgend Form geworden ist oder Form annehmen kann.
 
Die Möglichkeit, von Zeit zu Zeit Änderungen bezüglich Anzahl, Text und Raumposition vorzunehmen, stimuliert unsere Fähigkeit zur Differenzierung, schult ganz nebenbei die sinnliche Wahrnehmungs- und Artikulationsfähigkeit für feine, kleinste Nuancen, Akzentverschiebungen, Sinnvarianten, Ausbalancierungen. Dabei kommt ein fundamentales ästhetisches Prinzip ganz selbstverständlich zur Anwendung: Wiederholung und Variation.
 
Die Triangulierungspoesie ist eine Einladung zum Spiel der Einbildungskraft sowie zur Poetisierung einer räumlichen Situation.
Mit der dabei aktivierten und intensivierten Wahrnehmungs- und Empfindungsfähigkeit und dem so erschaffenen Raum kann sich der Mensch zu seiner eigenen inneren Tiefe und Transzendenz hin öffnen. 


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22 Tage Nicht tun

Performance, Kunstpavillion Alter Botanischer Garten, München

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Flutkasten

Im Überfluss, 2. Internationales Bildhauersymposion, Bad Kreuznach

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Sieben annotierte Grundformen für öffentliche Schlaftürme.
Beitrag zum Ausbau von Erfahrungsorten nächtlicher Himmel.

Eine poetische, indirekt auch politische Antwort auf die Zerlichtung der Nacht.
Artikulation einer Erinnerung und Sehnsucht nach einem hierzulande weithin verschwundenen Erfahrungsraum, der wie nichts sonst das Potential hat, uns Demut zu lehren und uns daran zu erinnern, Teil eines unermesslich großen Ganzen zu sein.
 
Die sieben länglichen Formen als Chiffren der menschlichen Gestalt. Die Worte: Antworten aus dem Raum der Imagination, der Weite des Nachthimmels. 

blatt     flügel      knospe       tropfen

auge      yoni      boot         wunde

ei      samen       laib

tor        lingam  


fenster          klinge 



turm      säule      grab      stufe



gefäß       konus